Peterskapelle

Peterskapelle | © Walter Karbach

Am südlichen Ortseingang von Spay an der Mainzer Straße liegt die Peterskapelle. Früher befand sich nebenan ein Hofgut des Klosters Marienberg und weitere Gebäude, die mittlerweile untergegangen sind. Schiff und Chor der Kapelle sind vollständig mit wertvollen Wandmalereien bedeckt, die aus dem 13. und 14. Jahrhundert datieren – ein seltenes Zeugnis mittelalterlicher Frömmigkeit im Rheinland.

 


Geschichte der Peterskapelle


Die Kapelle wurde urkundlich erstmals im Jahr 1237 erwähnt. Vor kurzem durchgeführte dendrochronologische Untersuchungen am Dachstuhl datieren ihren gotischen Ausbau in die Jahre 1283-1285. Nach der Urkunde von 1237, die sich heute im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden befindet, schenkten Ritter Drabodo von Oberspay und seine Gemahlin Hedwig die Kapelle dem Zisterzienserkloster Eberbach. Dort heißt es, die Peterskapelle sei von den Vorgängern der Eheleute auf eigenem Grund und Boden errichtet worden. Offenbar handelte es sich ursprünglich um eine adelige Eigenkirche, deren Priester seitdem zur Hälfte von den Eberbacher Mönchen und den als „Zeche“ organisierten Dorfbewohnern bezahlt wurde. Als spätere Filialkirche der Pfarrei Niederspay war die Peterskapelle jedoch nie Pfarrkirche. Bis 1794 wurde freitags eine Messe und sonntags eine Frühmesse zelebriert. Seit der Säkularisation sich weitgehend selbst überlassen, verfiel die Peterskapelle seit Anfang des 19. Jahrhunderts und war zu Beginn des 20. Jahrhunderts akut einsturzgefährdet.

1919 ging die Kapelle in den Besitz der Zivilgemeinde Oberspay über. Zwischen 1911 und 1931/32 erfolgte die umfassende Freilegung der gotischen Ausmalung und ihre nachweislich erste Restaurierung durch den Kirchenmaler Hermann Velte sen. aus Darmstadt. Um 1950 erfolgte eine konservatorisch umstrittene Restfreilegung und erneute Restaurierung durch Hermann Velte jun. Seit 1980 steht die Peterskapelle unter Denkmalschutz.

 


Architektur


Die Kapelle ist ein Saalbau von 15 Metern Länge und 6 Metern Breite, bestehend aus einem flachgedeckten Langhaus und einem kreuzrippengewölbten Chor mit Joch und Fünfachtelschluss. An der rheinseitigen Außenwand wurde in mehreren Metern Höhe ein zugemauertes romanisches Rundbogenfenster gefunden. Darüber hinaus ist an zahlreichen Stellen im Mauerwerk eine aus dem 12. Jahrhundert datierende Fischgrät-Mauertechnik („Opus spicatum“) sichtbar, die das Langhaus in Verbindung mit dem anderen Befund auf die Mitte des 12. Jahrhunderts datieren dürfte.

 


Die Fresken der Peterkapelle


Der künstlerische Wert der Peterskapelle liegt vor allem in der Ausmalung, die überwiegend gegen Ende des 13. Jahrhunderts erfolgt ist. Da im Mittelalter nur einige privilegierte Leute des Lesens und Schreibens mächtig waren, diente diese Ausmalung als „Biblia pauperum“ der Wissensübermittlung und frommen Belehrung. In drei übereinanderliegenden Registern stellen sie an der Südwand der Kapelle die christliche Heilsgeschichte mit der Passion Christi, die Auferstehung der Toten und das große Weltgericht aus Mt 25 dar. An den anderen Wänden finden sich u.a. eine majestätische Christopherusdarstellung, eine Seelenwägung und mehrere hagiographische Darstellungen, z. B. des heiligen Martins und der heiligen Katharina. Die über dem Triumphbogen dargestellte Erscheinung der „drei Könige“ an der Krippe Jesu und in Ergänzung dazu der zur „Befreiung“ Bethlehems heran preschende Kreuzritter sind in dieser Form fast einzigartig. Der Chor ist mit einem Apostelreigen geschmückt. Dieser Freskenzyklus zählt in seiner Vollständigkeit und kunsthistorischen Bedeutung zu den wertvollsten mittelalterlichen Bildwerken dieser Art in ganz Rheinland-Pfalz.

Durch eindringendes Grund- und Regenwasser hatten die Bilder starken Schaden genommen. Deshalb wurde um 1984 der „Förderkreis Peterkapelle e.V.“ gegründet, dessen Mitglieder sich unermüdlich für den Erhalt der kleinen Kirche einsetzen. Zunächst wurden die Fundamente gesichert und eine Drainage gelegt, danach Mauerwerk, Dachstuhl und Holzdecke instandgesetzt. Diese Arbeiten veranlassten das Landesamt für Denkmalpflege zu einer umfangreichen bauhistorischen Untersuchung der Kirche. Bis 1999 wurden die Malereien restauriert. Seit 2000 beteiligt sich auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz an Restaurierung und Erhaltung der Peterskapelle – unterstützt von der Keudel-Stiftung und der Lotto Rheinland-Pfalz GmbH.

Text: Dr. Alexander Ritter / Januar 2023

Peterskapelle Bild Innenraum 1 | © Günther Werner

Peterskapelle Bild Innenraum 2 | © Günther Werner

Peterskapelle Bild Freske 1 | © Günther Werner

Peterskapelle Bild Freske 2 | © Günther Werner

Peterskapelle Bild Freske 3 | © Günther Werner

Peterskapelle im Winter | © Klaus Nörtershäuser
 


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